Fukushima Mahnwache: Eindrucksvolle Berichte von Zeitzeugen aus Tschernobyl

Zu einer besonderen Veranstaltung hatten die Vertreter der Fukushima Mahnwache Schönberg zum 27. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl in das Stoltenberger Dörpshus am 25. April 2013 eingeladen. „Diese Veranstaltung soll uns erinnern und uns ermahnen, was durch die Nutzung der Kernenergie für Katastrophen entstehen können und zu welchen Auswirkungen diese führen“, so Hans Zorn, der für die Mahnwache die Begrüßung und den Ablauf der umfassenden Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung entstanden ist, vornahm. Bürgermeister Lutz Schlünsen lobte in seinem kurzen Grußwort das Engagement der Mahnwache und ist immer wieder beeindruckt, mit welcher Kontinuität und Beharrlichkeit jeden Montag sich die Menschen in Schönberg versammelten, um gegen die Atomkraft zu demonstrieren. Er stelle gern das Gemeindehaus zur Verfügung, da viele Aktivisten auch aus unserer Gemeinde kommen, um für ihr Anliegen zu werben. Die Katastrophe von Tschernobyl gehöre zu den Ereignissen im Leben, die dauerhaft im Gedächtnis bleiben und jeder noch heute wisse, was er an dem Tag gemacht hat, als die Nachricht eintraf.

Zur Erinnerung an die Katastrophe wurde zunächst der Dokumentarfilm von Wolfgang Dost gezeigt, der die Ereignisse von 1987 darstellte und die Hilflosigkeit und Unfassbarkeit, sowie das Ausmaß der Katastrophe eindrucksvoll beschrieb. Im Anschluss waren es Zeitzeugen, die aus der Zeit als Liquidatoren berichteten. Feuerwehrmann Boris Mogun (59) und der Soldat Josef Belapko (70)  waren zu Einsätzen gerufen. Ihnen wurde nichts gesagt und sie hatten keine Vorstellungen über das Ausmaß der Katastrophe. Feuerwehrmann Morgun berichtet, dass er max. 3 Minuten zu einem Löscheinsatz im Brandherd des Reaktors einrückte, bevor er dann wieder zurückgezogen werden musste, da die Strahlenbelastung sehr hoch war. „Wir hatten keine Schutzuniformen“, so Morgun weiter. Das Löschen mit Wasser wurde schnell beendet und Sand und Blei sollten das Feuer ersticken. Durch die Hitze schmolz das Bleib aber immer wieder. Viele seiner Kameraden sind bereits ums Leben gekommen, haben schlimme Leiden oder Spätfolgen.

Josef Belapko, Offizier bei der Armee und Absolvent Militärhochschule  berichtet von dem Bau der Sicherheitszone. Die Evakuierung der Stadt Prypjat mit 70.000 Einwohnern verlief sehr schleppend. Auch hier gab es sehr wenige Informationen. Bis heute ist die Stadt nicht bewohnbar und gleicht einer Geisterstadt.

In einer anschließenden intensiven Fragerunde wurden ganz praktische Fragen zu den Einsätzen und zur medizinische Versorgung der Kräfte gefragt, bis hin, warum die beiden diese lange Reise aus der Ukranie nach Deutschland machen und was ihre Botschaft sei. Hierzu sagten Mogun und Belapko übereinstimmend, dass sie fest überzeugt sind, dass die Nutzung der Kernenergie nicht beherrschbar sei und eine große Gefahr für die Menschheit ist. Dieses möchten Sie gern allen Generationen in Deutschland mit auf den Weg geben.

Am Ende bedankte sich Hans Zorn und die knapp 30 Zuhörer für diese klaren Botschaften und auch beklommenen Momente, die bei der Schilderung entstanden sind, bevor Zeitzeugen und die Besucher mit Kerzen sich auf den Weg zur Festwiese in Stoltenberg machten, um wie in 100 anderen Orten in Europa an die Opfer von Tschernobyl zu gedenken.
 

 Bild von links nach rechts: Belapko , Dolmetscherin und Morgun