Das Hauptthema auf der Einwohnerversammlung am 28.01.2015 war, die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde über den aktuellen Stand und die weiteren Planungen zum Thema Breitband-Versorgung in Stoltenberg zu informieren. Anbei ein Bericht von Jörg Wilhelmy mit freundlicher Genehmigung vom Probsteier Herold.
„Wir brauchen das Internet, aber auf dem Land liegen die Kabel nicht so rum, also müssen wir etwas tun“, lautete die anfängliche Botschaft von Stoltenbergs Bürgermeister Lutz Schlünsen. Denn als Standortfaktor werde das Internet immer wichtiger – für den privaten Nutzen, für den Tourismus und das Gewerbe. Dem stimmte auch Amtsdirektor Sönke Körber zu. Nur – eine Antwort auf die Frage, wann das schnelle Internet, das Breitbandkabel, kommt, konnte er nicht geben: „Immerhin sind wir auf der Zielgeraden.“
Es sei leider alles nicht so einfach. Das Interessensbekundungsverfahren sei entgegen aller Meldungen noch nicht abgeschlossen. Vor zwei Jahren sei eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, was es kosten würde, bis in jedes Haus Glasfaser zu legen. Je nachdem wie viele Leute letztlich „Ja“ sagen würden, müsste die Probstei mit einer Deckungslücke von vier bis 20 Millionen Euro rechnen. Deswegen habe man sich für einen anderen Weg entschieden.
Die Gemeinden schließen sich zu einem Zweckverband zusammen, der das Kabelnetz bis zu den grauen KVZ-Kästen legt (legen lässt), um es dann an einen Betreiber zu verpachten. Vom KVZ-Kasten (Kabelverzeiger) würde dann wie bisher eine Kupferleitung bis zu den Häusern führen. Diese Lösung würde deutlich weniger kosten. Am Ende müssten die Gemeinden nach 30 Jahren ein Minus zwischen zwei und vier Millionen Euro decken, das auf die Gemeinden verteilt wird.
Anbieter für ein Breitbandkabel würden ihr Engagement immer von einem Mindestanschluss von 60 Prozent der Haushalte abhängig machen. Das sei nur eher selten zu realisieren auf dem Land. Durch das Interessenbekundungsverfahren erhofft sich das Amt Probstei nun belastbare Zahlen, um die Gemeinden noch im ersten Halbjahr zu informieren. Diese müssten dann im zweiten Halbjahr „Farbe bekennen“. „Letztlich läuft es darauf hinaus, wir bauen ein Netz und suchen einen Pächter zum Preis von …“, sagte Sönke Körber. Im nächsten Schritt könnte dann der Zweckverband den Auftrag europaweit ausschreiben. „80 Prozent der Kosten sind in jedem Fall Tiefbaukosten“, so Körber weiter.
„Die Gemeinden müssen in diesem Jahr entscheiden, ob sie wollen“. Er gehe davon aus, dass es so kommen werde. Allein die Ausschreibung des Auftrages aber belaufe sich auf 150.000 Euro. Der Vorteil diese Systems sei, dass man nicht auf einen Deckungsgrad bauen müsste. Vergleichbar sei das System mit dem was auf dem Strommarkt passiere: Es gibt ein Netz, das in diesem Fall der eon Netz gehört, über das jeder Nutzer von irgendeinem Anbieter seiner Wahl den Strom beziehen kann. Bezahlt werde dies durch die Netzgebühren.
Lutz Schlünsen: Das Ziel ist ein Netz zur Übertragung von Daten herzustellen, das Risiko müsse für die Gemeinden überschaubau bleiben. „Ich sehe kaum eine andere Chance, ein schnelles Internet zu bekommen. Gar nichts zu tun geht nicht.“ Und was kommt beim Nutzer an. Zumindest bis zu den grauen KVZ-Kästen sollen es 50 MB sein. Dies verringere sich dann über das Kupferkabel zu den Häusern, je weiter entfernt, desto weniger komme an. Letztlich aber wird es mehr sein und ausreichend, da sind sich die Experten sicher.
Einen konkreten Zeitplan konnte Körber noch nicht nennen. „Breitbandprojekte dauern in der Regel fünf bis zehn Jahre zur Realisierung, das braucht Zeit, denn der Markt ist uns rechtlich entzogen und hoch komplex.“ Da spiele EU-Recht eine Rolle, die Breitbandrichtlinie des Bundes sei nicht einmal genehmigt. Aber – „Es gibt keine Alternative zur Glasfaser, wir brauchen einfach den Mut.“